Gegen den Trend: Mehr Kinderarmut im Landkreis Erlangen-Höchstadt

Lukas Eitel

Am Mittwoch veröffentlichte die Bertelsmann-Stiftung ihren diesjährigen Bericht zur Entwicklung der Kinderarmut in Deutschland. Darin ausgewiesen sind auch die regionalen Zahlen für alle deutschen kreisfreien Städte und für alle Landkreise. Während sowohl in der Bundesrepublik wie auch im Freistaat Bayern die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Familien im SGB II - Bezug leicht rückgängig ist, verzeichnet der Landkreis Erlangen-Höchstadt einen relativen Anstieg von etwa 27,6 Prozent innerhalb der vergangenen fünf Jahre. So wuchsen 2014 noch 2,9 Prozent aller Kinder und Jugendlichen im Landkreis in Familien mit SGB II – Bezug auf, 2019 waren es bereits 3,7 Prozent. Dass es in den Vorjahren trotz langanhaltender guter wirtschaftlicher Entwicklung nicht gelungen ist, das Niveau zu senken, bezeichnen die Autoren des Berichts als ein „ungelöstes strukturelles Problem in Deutschland“. Für 2020 rechnet die Bertelsmann-Stiftung aufgrund der Corona-Pandemie mit deutlich steigenden Zahlen im gesamten Bundesgebiet, da besonders arme und ohnehin benachteiligte Familien besonders stark von wirtschaftlichen Folgen wie Jobverlust oder Einkommenseinbußen betroffen sein werden.


Lukas Eitel, Kreisvorsitzender der LINKEN. Erlangen/Erlangen-Höchstadt spricht in diesem Zusammenhang von einer „alarmierenden Entwicklung“, denn es leben nicht nur Kinder in Armut, deren Eltern Leistungen nach SGB II erhalten, sondern auch viele Kinder, deren Eltern nur ein geringes Erwerbseinkommen haben oder Sozialhilfe beziehen, so dass die Kinderarmut eigentlich um einiges größer ist. Eitel erklärt dazu: „Kinder- und Jugendliche haben alle das gleiche Recht auf freie Lebensentfaltung und gute Bildung. Armut aber begrenzt, beschämt und raubt Perspektiven. Für immer mehr Familien auch in unserem Landkreis bedeuten die Klassenfahrt, der Sportverein oder der Musikunterricht unstemmbare finanzielle Hürden. Die Kinder erleben dadurch Ausgrenzung und Spott. Sie lernen von klein auf, dass ihnen verwehrt bleibt, was für ihre gleichaltrigen Freundinnen und Freunde selbstverständlich ist. Es ist beschämend, dass einerseits die Zahl der Vermögensmillionäre in die Höhe schnellt und gleichzeitig 2,8 Millionen Kinder in Deutschland in Armut aufwachsen müssen. Die sich immer weiter öffnende Schere zwischen arm und reich verfestigt die gesellschaftliche Spaltung.

Die in den letzten Jahrzehnten in unterschiedlichen Konstellationen regierenden grünen, sozialdemokratischen, liberalen und konservativen Parteien tragen durch aktive Verschlechterungen oder passives Nichtstun dafür die politische Verantwortung . Dementgegen halten wir an unserem Ziel fest, Kinderarmut endlich endgültig abzuschaffen. DIE LINKE fordert deshalb die Einführung einer Kindergrundsicherung, armutsfester Löhne und einer sanktionsfreien Mindestsicherung statt Hartz IV.“